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VARASANI

Ungünstiger Tag um etwas zu unternehmen, aber was soll man tun? Körperliche Leiden muss man hier wegstecken, geplanter Vienna-Besuch ist hiermit auch gecancelt, Psyche und Niavarani müssen Stärke zeigen. Tun es auch. Vienna fiel miesem Zeitmanagement meinerseits zum Opfer (Sorry Mario). Stadthalle, Kabarett, Helm, war schon oft eine gute Kombi, warum nicht diesmal auch? Zwei Bier zum munter werden, ab in die U6, Ausgang Stadthalle, Myriarden Jugendliche mit Migrationshintergrund, wie man im Rennenglisch so schön sagt. Phänomen der Gegend und der Tatsache namens Osterferien geschuldet? Wohl auch, scheint aber hauptsächlich der Gelegenheit eines Jugendlichen-Basketball-Turniers  zu verdanken sein. Aber tut das was zur Sache? Nein, für diese Story nicht.

Nach einem Bekehrungsversuch eines, naja, eines „Christen“ halt, Entree Halle F. Jacke abgeben erwünscht, ignoriert, auch egal. Irgendwie gleichen sich Ordner egal ob Stadion, Museum oder Halle alle in Inkompetenz. Letzte Reihe, Eckplätze, so liebe ich es. Ausverkauft, spartanisches Bühnenbild logischerweise, braucht ein Komiker mehr? Nein, außer Mittermeier und Barth, die es sich einbilden, aber ist auch das wichtig? Merken wir uns die Antwort gleich für weitere Fragen: Nein! Palme im Eck, Neonschild: Best Of Varasani, hm, kann man machen.

Auftritt Held des Abends, erster großer Applaus. Zahlreiche Betonungen, dass er manches Alte nicht erzählen würde, es ist aber eben ein Best Of. Tja, oft gesagt, jeder sollte es verstehen, auf der Karte steht es auch, trotzdem (ich liebe Wiener) zeigt sich in der Pause eine Dame enttäuscht, dass er nur alte Sachen spielt….? Nein.

Bekannte und unbekannte, jedenfalls erwartetet Witze über seinen Nachnamen und die verschiedenen Wortschöpfungen besonders anfangs seiner Karriere z.B. Peter Navratil. Der Anfang oftmals herrlich unterbrochen von „Nachzüglern“ die konsequent mit voller Saalbeleuchtung empfangen werden, bezeichnet als „Lustiger“ oder befragt, ob die Straßenbahn schuld sei. Ja, der Abend lässt sich schon gut an, wie ich finde. Ich wäre gerne mit der Begabung gesegnet, Witze oder Sketche gekonnt wiedergeben zu können, allein ich kann es einfach nicht. War nie Geschichtenerzähler, werd nie einer sein, schwaches Gedächtnis unterstützt diesen Umstand noch. In Sachen Wortwitz, versteckt, brachial, Mimik und auch Charme ist der Protagonist unerreicht. Der Verweis und die Verbalhornung seiner persischen Herkunft inkl. Körperbehaarung zielen natürlich auf cheap pops ab, sind nichts desto trotz sehr gelungen und mutig, wer würde sich schließlich selbst mit den Affen in Schönbrunn vertauschen? Gefolgt von den Problemen des Oralverkehrs an einer Frau und den Schwierigkeiten eines externen Fragmentes im Rachenraum des Liebhabers, also Haar in der Pappn, und Lösungsansätzen, die mir nicht tauglich erscheinen, folgt eine Abhandlung über eigene und fremde Kinder. Danke. Ich hasse es „Jo, genau, du sagst es“-Spielchen mitzumachen, aber hier bleibt mir nichts anderes übrig. Das „Nervige“ bis zur positiven Erschöpfung ausgereizt: „Schon mal etwas Hässlicheres als Kinderzeichnungen gesehen?“ sowie den eigenen Vaterstolz während eines Geigenkonzertes seiner 2 Wochen übenden Tochter aufs Korn genommen.

Nach einer kurz gehaltenen Pause auf in die 2. Hälfte. Nach einem Räusperer der als Anspielung auf die Schamhaarproblematik verstanden werden soll, setzt wortlos eine mir bekannte Melodie ein. Wurlitzer lässt grüßen: die Schreibmaschinenszene von Jerry Lewis! Ein zeitloser Klassiker, perfekt von Niavarani umgesetzt, Mimik originalgetreu inklusive. Er muss diese Szene wohl gefressen haben, so präzise wie er ist. Ende. Bravo. Nächster Schritt. Licht an im Saal, er möchte nun seine Zuschauer kennenlernen. Nervosität macht sich breit, aber für die oberste Reihe wird er hoffentlich eh zu faul sein. Er ist es. Bemühter Humor ist grausam. Wieso probieren Leute, sich mit dem Künstler zu messen? Provoziert nur und ist generell zum Scheitern verurteilt, ansonsten hätten sie nicht den ihnen von Gottes Gnaden zugewiesenen Beruf. Also nach einem verunglückten Waldviertel-Stalingrad Vergleich (frage nicht…) eines Werbefachmannes, mein Gott, ich kann gar nicht schreiben, wie kläglich es war, einer unwilligen Blondine, die laut Varsani „ihn am Oarsch lecken kann, Nein, Spaß, können a scheißen gehen“ werden 2 Sketchpartner gekürt. Nettes Pärchen eigentlich, nur sich unbekannt. Er Netzwerktechniker, sie Volksschullehrerin (eh klar) mit langsamer Gangart, was schon die ersten Lacher provoziert, aber sie wird am Ende am lautesten lachen. Mit ihnen wird ein Sketch über die Thematik der Subtexte gespielt, was ich nicht so packend, weil schon oft gehört, finde. Danach wird das Sketchbuch mit allen Witzen der ganzen Welt zur Hand genommen und der älteste Gag der Welt steht am Programm: der allseits beliebte Tortengag. Unser beliebtes Blondie soll Niavarani eine Torte ins Gesicht donnern. Was kommt wohl? Richtig, er überrascht sie mit Torte, aber wird sie ihr ja doch nicht reinpfeffern. Doch, tut er, Klassiker. Sofortige Entschuldigung mit Blumenstrauß und 3-tägiger Parisreise. Das geht. Das ist human. Qual der Wahl: als Revanche Nia eine Torte verabreichen oder selber kassieren und Reise so auf 1 Woche ausweiten? Braves Mädchen, drückt ihr Gesicht selbst in die Torte, Halle tobt, unser Sketchmaster auch (gespielt?) überrascht. Angeblich sei dies das erste Mal. Was haben die Leute gegen Paris? Gut, soll teuer sein und Franzosen beherbergen, diese Wein-Sauferei auch noch…egal. Wer im Aquarium sitzt soll nicht mit Baguettes um sich werfen. Weiter im Best-Of-Text mit einer Urlaubs-Erzählung über die Malediven. Ich gestehe, ich fand es nicht weiter prickelnd. Bei Gott nicht schlecht aber nicht das Glanzlicht. Kleiner aktueller Hieb, der Sonderapplaus auslöste, gegen Moishe Strache, den neuen Juden samt Todesverachtung einer Klage vonseiten der FPÖ ihm gegenüber, die erfolgen könnte und es regt sich in mir der Verdacht, dass er evtl. nicht in der rechten Reichshälfte wohnt.

Vorhang (wenn einer da wäre), Verbeugung und Blondie erscheint im Bademantel auf der Bühne. War die Torte so weitläufig verteilt? Torte in ihrer Hand, wechselt den Besitzer Richtung Navratils Gesicht. Geplant? Gespielt? Glaubensfrage. Jedenfalls ein großer Lacher.

Keine Zugabe, nur Danksagung an seine Zuseher inkl. Spendenaufruf für Purple Sheep. Clever! Mit rassistischen Untertönen versetzter Aufruf (brauchen Geld für Drogen, mir is ja Wurscht). So merke sogar ich mir den Namen.

Großes Tennis, toller Abend, unbedingt ansehen. Nichts zum Naserümpfen!

Ein Kommentar zu “VARASANI

  1. Enttäuschung, er hat nur mit uns gespielt, ist auf unseren Lachern rumgetrampelt, Integrität dem Publikum zum Fraß vorgeworfen, der Torten-Gag war gespielt…Eiserner, du hast mich verraten…

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